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Rehabilitation bei chronischem Pruritus

Rehabilitation bei chronischem Pruritus – umfassende Hilfe für Betroffene

Am 01.04.2025 hielt Herr PD Dr. med. Athanasios Tsianakas einen spannenden Vortrag zum Thema „Rehabilitation bei chronischem Pruritus“. Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Aspekte des Vortrags.

Was ist eine Rehabilitation und warum ist sie wichtig?
Häufig wird die Rehabilitation (Reha) mit einer Kur verwechselt, doch die beiden Gesundheitsangebote unterscheiden sich deutlich voneinander. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zielt eine Reha darauf ab, gesundheitliche und gesellschaftliche Einschränkungen, die durch eine Erkrankung entstehen, gezielt zu behandeln. Das Hauptziel ist es, Körperfunktionen wiederherzustellen und die Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben zu ermöglichen.

Ursachen und Diagnostik des Pruritus
Die Ursachen für chronisches Jucken sind vielfältig und umfassen Hauterkrankungen wie Psoriasis und atopisches Ekzem, internistische Erkrankungen wie Leber- oder Nierenerkrankungen sowie neurologische oder psychiatrische Auslöser.
Eine ausführliche Diagnostik erfolgt in der Regel zunächst ambulant oder in schweren Fällen stationär im Rahmen der akutmedizinischen Versorgung. Wird hier die Ursache gefunden, wird meistens eine medikamentöse Therapie eingeleitet. In der Akutmedizin ist die Zeit jedoch häufig sehr begrenzt, und die Termine reichen teilweise nicht aus, alle Facetten des chronischen Pruritus zu erfassen. Hier können intensivierte Anamnesegespräche und Diagnostik im Rahmen einer Reha eine wertvolle Ergänzung darstellen.

Rehabilitation als nachhaltige Therapieoption
Eine Rehabilitation dauert in der Regel drei Wochen und bietet ein strukturiertes, interdisziplinäres Therapieprogramm. Sie dient nicht nur der Linderung des Juckempfindens, sondern auch der Behandlung möglicher Begleiterkrankungen wie Diabetes, Hypertonie oder Hyperlipidämie.

Behandlungsmöglichkeiten in der Reha:
Im Rahmen der Reha stehen zahlreiche Behandlungen zur Auswahl. Im Folgenden sehen Sie eine Übersicht über mögliche Therapien. In der Reha wird dann aus den verschiedenen Optionen ein individueller Plan durch Zusammenarbeit von Patient*innen und dem Fachpersonal der Rehaklinik erstellt.

  • Dermatologische Therapien:
    • Lokaltherapie mit Salben und Bädern
    • Licht- und UV-Therapie (z.B. 6x pro Woche, mit steigender Intensität)
    • Bädertherapie, z. B. mit Schwefelmineralwasser, das antientzündlich wirkt
  • Schmerz- und Bewegungstherapie:
    • Krankengymnastik
    • Krafttraining, Gerätetraining, Radfahren und Walking
    • Bogenschießen zur Stärkung der Rückenmuskulatur
  • Psychologische Betreuung:
    • Einzelgespräche zur Krankheitsbewältigung
    • Progressive Muskelentspannung, Pilates und Massagen
    • Videobrillentherapie mit entspannenden Naturmotiven zur Linderung des Juckempfindens
  • Ernährungsberatung:
    • Schwerpunkt auf antientzündlicher und gesunder Ernährung
  • Sozialdienstliche Beratung:
    • Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung
    • Unterstützung bei der Beantragung einer Berentung
  • Weitere Maßnahmen:
    • Meerwassertherme
    • Anwendung von Wärmepackungen und Schröpftechniken

Langfristige Erfolge der Reha
Im Rahmen von Studien haben zahlreiche Patienten während des Aufenthaltes eine Vielzahl an Fragebögen ausgefüllt. Dadurch konnten die Effekte der Reha gemessen und objektiviert werden. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass eine Reha nicht nur das Juckempfinden deutlich reduziert, sondern auch Ängste und depressive Symptome verringern kann. Ein weiterer positiver Effekt ist der Anstieg der Lebensqualität. Über 90 % der Patienten gaben im Rahmen der Befragung an, dass ihre Erwartungen an die Rehabilitation erfüllt wurden. Natürlich ist das Ziel der Reha aber vor allem eine langfristige Verbesserung des Pruritus durch die Rehamaßnahme. Auch hier konnten Studien zeigen, dass nach der Entlassung der Therapieeffekt in den meisten Fällen nachhaltig anhält.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38935293/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36317589/

Wer sollte eine Reha in Anspruch nehmen?
Eine Rehabilitation ist besonders sinnvoll für:

  • Patienten, die bisher nicht optimal medikamentös eingestellt sind
  • Menschen mit vielen Begleiterkrankungen
  • Patienten mit hohem Schulungsbedarf zu ihrer Erkrankung

Wie und an wen stelle ich einen Reha-Antrag?
Die Kostenübernahme und Antragstellung hängen von dem aktuellen Arbeitsverhältnis und der Versicherung, also gesetzlich oder privat, ab. In den meisten Fällen ist jedoch die Deutsche Rentenversicherung zuständig.

  • Akutstationär: Der Sozialdienst des Krankenhauses kann den Antrag stellen, die Anschlussrehabilitation beginnt dann innerhalb von 14 Tagen nach Entlassung.
  • Ambulant: Der Antrag kann direkt bei der Rentenversicherung oder der Krankenkasse eingereicht werden.
    • Berufstätige → Antragstellung bei der Rentenversicherung
    •  Berentete Personen → Antragstellung bei der Krankenkasse
  • Antragstellung bei der Krankenkasse: Für gesetzlich Versicherte gibt es hier bestimmte Formulare, die durch den Patienten und den behandelnden Arzt ausgefüllt werden. Bei privat Versicherten reicht ein formloses Schreiben des Arztes aus, das zusammen mit einem Patientenschreiben bei der Versicherung eingereicht wird.
  • Beamte: Antragstellung erfolgt über die Beihilfe.

Falls der Antrag abgelehnt wird, lohnt sich ein schriftlicher Widerspruch – oft mit Erfolg.
Beachten Sie auch, dass Sie ein Wahlrecht für die Klinik Ihrer Wahl haben. Erkundigen Sie sich also vorher, welche Klinik optimal auf Ihre Erkrankung spezialisiert ist. Ihre Wunschklinik sollten Sie dann bereits im Antrag vermerken.

Wie oft kann man eine Reha beantragen?

  • Bei chronischen Erkrankungen alle vier Jahre
  • In besonders schweren Fällen alle zwei Jahre

Jetzt haben Sie bereits einige Informationen zum Thema Reha bei chronischem Pruritus erhalten. Wenn Sie glauben, dass eine Reha Ihnen helfen würde, besprechen Sie diese Option gerne mit Ihrem Hausarzt oder Fachärzt*in für Dermatologie, der/die Sie beim weiteren Vorgehen unterstützen kann.

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