Tipps und Tricks bei chronischem Pruritus

Wie kann ich im Alltag mit chronischem Pruritus besser umgehen?

Diese und viele weitere Fragen hat Frau Dr. Claudia Zeidler, Expertin für chronischen Pruritus anlässlich unserer Vortragsreihe für Patient*innen mit chronischem Pruritus beantwortet.

Akuter Juckreiz (Pruritus) ist eine Warnfunktion des Körpers, der auf Fremdkörper auf der Hautoberfläche aufmerksam macht. Dies können Insekten, Parasiten oder Pflanzenbestandteile sein, die durch Kratzen entfernt werden können.

Andauernder Juckreiz hingegen besteht mehr als 6 Wochen dauerhaft, kann unterschiedliche Ursachen haben und ist schwerer zu therapieren. Da es sich hier um ein interdisziplinäres Symptom handelt, ist meist die Zusammenarbeit mit Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen nötig.

Lt. Studien litten 16,8% der arbeitenden Bevölkerung und 13,5% in der Allgemeinbevölkerung zum Zeitpunkt der Befragung an chronischen Pruritus, 22% der Befragten gaben an, bereits mindestens einmal in ihrem Leben an chronischen Pruritus gelitten zu haben.

Chronischer Pruritus ist ein für Betroffene sehr belastendes Symptom, das u. a. sichtbare Hautläsionen zeigen kann, die mit Rückzug aus dem sozialen Leben und reaktiven Ausbildungen von psychischen Symptomen einhergeht wie Schlafstörungen, Angst und Depressivität.

Verstärkend auf den Juckreiz können z. B. sein:

• Hauttrockenheit (schuppige, fettarme Haut)
• überhitzte Räume
• raue Kleidung
• Kontakt mit hautschädigenden Substanzen (z.B. entfettende Alkoholumschläge)
• häufiges Waschen und Baden
• Kratzen mit scharfen Gegenständen
• chronische Stressbelastung im privaten oder beruflichen Bereich

Allgemeine Strategien gegen Pruritus (Juckreiz)

• Umleiten des Bedürfnisses zu Kratzen: Benutzen von kleinen Kratzkissen oder die Bettdecke, um den Kratzreflex abzuarbeiten
• seelische und körperliche Entspannung durch z.B. erhaltenstherapeutische Maßnahmen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Akupunktur
• Fingernägel kurz halten
• Auftragen von kühlenden und juckreizlindernden Cremes statt Kratzen
• Verwenden von milden Seifen und einer rückfettende Therapie (ggf. mit Harnstoff, Menthol, Polidocanol)
• kurzes, nicht zu heißes Duschen (danach unbedingt eincremen!)
• Tragen von luftiger, nicht-synthetische Kleidung

Trockene Haut kann zu Pruritus führen, kann dabei die alleinige Ursache oder auch ein Kofaktor sein. Ca. 50-70% der Patienten mit Juckreiz haben trockene Haut. Trockene Haut ist leicht zu irritieren: banale Reize können Ekzeme nach sich ziehen.

Juckreiz in der Nacht

• Baumwollhandschuhe über Nacht
• leichte Baumwollkleidung über Nacht
• nicht zu warm schlafen
• vor dem Schlafen eincremen
• Entspannungsverfahren
• berichten Sie die Schlafstörungen ihrem behandelnden Arzt

Ernährung

• bestimmte Genussmittel (Alkohol, scharfe Gewürze, heiße Getränke, u.a.) können Juckreiz über verstärkte Durchblutung fördern
• ausgewogene Ernährung (hierzu werden wir noch einen gesonderten Vortrag anbieten)

Kopfhautjuckreiz

• kein tägliches Haarewaschen
• Mandelölkopfkappen bei trockener Kopfhaut mehrmals die Woche über Nacht tragen
• Shampoos mit juckreizlindernden Inhaltsstoffen
• Föhnen mit geringer Temperatur

Juckreiz und Pollen

• Allergien gegenüber Pollen können Juckreiz verstärken
• spezielle Pollenapps können Flug vorhersagen

Um den Verlauf und die Intensität des Pruritus festzuhalten, kann es helfen, den Juckreiz zu dokumentieren:

Über die frei verfügbare App (ItchyApp, https://hippokrates-it.de/ItchyApp.en.html) werden Daten nur auf dem Smartphone gespeichert und nicht an Dritte weitergegeben. Bei der Vorstellung beim Arzt können Sie selbst entscheiden, ob die Daten durch einen Handscanner in Ihre Krankenakte kopiert werden dürfen.

Vielen Dank Frau Dr. Zeidler für diese wertvollen Informationen. Und ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer*innen für Ihr Interesse.
Alle weitere Termine zu unseren Vortragsreihen finden Sie unter https://skinhealthcampus.org/termine/, hier können Sie sich zu einem oder allen Vorträgen anmelden.

Ihrer Haut zuliebe ❤️