Auswirkung von chronischem Pruritus auf die Seele

Welche psychischen Folgen kann chronischer Pruritus auf die Seele haben?

Was kann ich tun, damit meine Seele trotz der Erkrankung gesund bleibt?

Diese und viele weitere Fragen hat Herr Dr. Ansgar Koechel, Experte für Psychosomatische Medizin und Dermatologe anlässlich unserer Vortragsreihe für Patient*innen mit chronischem Pruritus beantwortet.

Juckreiz (Pruritus) ist eine unangenehme Sinneswahrnehmung, die zu dem unstillbaren Verlangen zu Kratzen führt. Chronischer Juckreiz gilt als eines der häufigsten Haut-Symptome weltweit und eines, das Betroffene am meisten belastet. Dabei können die Einflüsse des Juckreizes unterschiedliche Faktoren haben; biologische soziale oder psychosomatische – oder eine Kombination aus diesen Faktoren.

Allein die Vorstellung eines Juckreizes oder die Beobachtung eines Kratzenden kann Jucken auslösen.
Juckreiz und das anschl. Kratzen kann ebenfalls durch Stress ausgelöst werden, Kratzen kann als Ablenkreaktion ausgeführt werden oder durch ungünstige Glaubenssätze (z. B. das Jucken hört nie auf) verstärkt werden. Allein die Ahnung oder Erwartung, dass es wieder juckt, kann das Jucken verstärken. Das Gehirn hat sich über die Zeit mit dem Juckreiz „verbunden“, so dass sich die Empfindung verselbständigen kann.

Die Folge dieser Erkrankung kann von Schlafstörungen, Unruhe bis hin zu anhaltender Traurigkeit, Ausgrenzung und Rückzug reichen.

Die Folgen von chronischem Pruritus hat im Rahmen einer multizentrischen Studie eine Befragung von mehr als 3.600 dermatologischen Patienten und 1.300 Menschen ohne Hauterkrankungen aus 13 europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, aufgezeigt. Die komplette Publikation finden Sie hier: https://doi.org/10.1038/jid.2014.530

„Menschen mit Juckreiz leiden häufiger an psychischen Symptomen wie Depressionen, Angstzuständen und Selbstmordgedanken. Patienten mit Juckreiz zeigten zu 14,1 Prozent Symptome für Depressionen, ohne Juckreiz waren es nur 5,7 Prozent der Patienten mit Hauterkrankungen. Ähnliche Verteilungsmuster wurden auch bei Angstzuständen und Selbstmordgedanken beobachtet.“

Was kann man tun, um das Kratzen zu verhindern

Neben juckreizstillender Medikation oder Therapie muss individuell ausprobiert werden, was hilft, das Kratzen zu verhindern. Denn das Kratzen gibt zwar kurzfristig Linderung, verstärkt aber langfristig den Juckreiz.  
Akute Abhilfe könnte das Auflegen eines kühlen Handtuchs schaffen, es kann ein Streicheln oder Drücken der juckenden Hautstelle sein. Ablenkung oder Beschäftigung könnten helfen dem Kratzimpuls zu entgehen: Spazierengehen, Telefonieren oder mit Freunden treffen, Hände beschäftigen, evtl. sich auf die Hände setzen.

Muskelan- und Entspannungsübungen, Atemübungen, Ruhebild oder Kühle-Vorstellungen könnten helfen, Kühlevorstellung oder ein Gang in frischer Luft.

Professionelle Anleitung zu Entspannungstechniken oder auch Verhaltensänderungen können durch Hilfe von Therapeuten erarbeitet werden. Hier gilt es, negative Gefühle und Gedanken bewusst beeinflussen zu lernen, um dem Juckreiz weniger ausgeliefert zu sein.

Hier können Hausärzte*ärztinnen und Dermatolog*innen Auskunft geben.

Vielen Dank Herr Dr. Koechel für die wertvollen Informationen und die Zeit, die Sie sich genommen haben und ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer*innen für Ihr reges Interesse und Ihre Fragen.

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