Schlaf und Juckreiz

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Schlaf und Juckreiz

Was passiert im Körper im Schlaf? Wie wirkt sich Schlafmangel aus?
Was können wir tun, um gut zu schlafen – gerade wenn uns Juckreiz plagt?

Dieses Thema hatte unsere letzte Patientenfortbildung.
Herr Max Hansen, Dermatologe, referierte zu diesem Thema und beantwortete die Fragen.

Wir Menschen „verschlafen“ ca. 1/3 unseres Lebens, manche Tiere sogar deutlich mehr.
Vermutlich ist dieser Zustand des „schlaff werdens“ für Säugetiere lebenswichtig.

Beim Schlafen sinken Puls, Atemfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur und Gehirnaktivität ab, es wird also Energie gespart. Zusätzlich wird das Immunsystem reguliert, Erfahrungen verarbeitet, Erinnerungen gefestigt und der Körper regeneriert sich – bis hin zu DNA-Schäden, die repariert werden können. Der Schlaf dient also der Regeneration des Körpers.

Unser Schlafrhythmus wird in drei Stadien eingeteilt: In der Leichtschlafphase entspannen sich die Muskeln, hier werden auch schon Informationen und Gelerntes verarbeitet.
In der REM-Schlafphase erschlaffen die Muskeln weiter, das Nervensystem ist aber besonders aktiv, wir träumen und verarbeiten Erlebtes vom Tage.
In der Tiefschlafphase (Non-REM) schaltet der Körper auf standby: Temperatur, Blutdruck, Herzschlag und Atemfrequenz sinken. Diese Phase ist ausschlaggebend für einen erholsamen Schlaf.
Alle drei Phasen wechseln sich im Laufe der Nacht ab, in der ersten Nachthälfte überwiegt der Tiefschlaf. Ca. 80 % unseres Schlafes verbringen wir allerdings in der Leicht- und REM-Schlafphase.

Patient*innen mit Juckreiz bemerken die veränderten Funktionen der Haut während des Schlafens deutlicher: am frühen Abend ist die Körpertemperatur und damit die Hautdurchblutung am höchsten, dies kann Juckreiz auslösen oder begünstigen. Zudem ist die Hautbarriere durch den Wasserverlust in der Nacht durchlässiger, es kann zu Irritationen kommen, die ebenfalls in Juckreiz enden können. Auch die natürliche nächtliche Ausschüttung molekularer Transmitter wie Interleukine und Prostaglandine können zu Juckreiz führen. Zu den körperlichen Symptomen können auch psychologische Komponenten hinzukommen: Patienten mit chronischem Juckreiz haben häufig Stress und/oder Depressionen, die sich in Störungen in ihrem Schlafmuster zeigen. So entsteht ein Teufelskreis.

Tipps für einen besseren Schlaf:
Schlafentzug bringt den Hormonstoffwechsel durcheinander: ein erhöhter Grehlinspiegel regt den Appetit an, dies führt zu Gewichtszunahme mit den Risikoerkrankungen Diabetes, Bluthochdruck und ischämischen Herzerkrankungen. Zudem erhöht Schlafmangel den Cortisolspiegel und den Blutdruck, dies kann die Immunfunktion des Körpers beeinträchtigen. Wer nicht ausgeschlafen ist, leidet am Tag unter Konzentrationsschwierigkeiten, verminderter Leistung und Stimmungsschwankungen.

  • Vermeiden Sie koffeinhaltige und alkoholische Getränke, Rauchen oder schwere Mahlzeiten vor der Nachtruhe.
  • Achten Sie auf eine konstante Temperatur (18 °C) und frische Luftzufuhr.
  • Lichtquellen und Geräusche stören das Schlafverhalten, dies gilt besonders für das bläuliche Licht von Fernseher, Handy, Laptop.
  • Stehen Sie morgens zur gleichen Zeit auf, so dass sich ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus einpendelt.

Zur Entspannung können verschiedene Techniken beitragen – hier ist alles erlaubt, was beruhigt und hilft: mentale „Beruhigungsmittel“ wie Gedankenreise, progressive Muskelentspannung oder geführte Meditationen.

Juckreiz-Patient*innen aber wissen: Juckreiz ist individuell, wenn nichts mehr hilft, weiß Ihr*e Dematolog*in Rat.

Vielen Dank an Herrn Hansen für diese wertvollen Informationen und an alle Teilnehmer*innen für das rege Interesse und die individuellen Fragen.

Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung.