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Tipps und Tricks bei chronischem Pruritus

Am 04.03.2025 hat Frau PD Dr. Claudia Zeidler einen Vortrag zum Thema „Tipps und Tricks bei chronischem Pruritus“ gehalten. Hier die wichtigsten Fakten des Vortrags für Sie im Überblick.

Von chronischem Pruritus spricht man bei einem anhaltenden Juckempfinden von mehr als sechs Wochen. Untersuchungen in Deutschland konnten die Relevanz des Pruritus hervorheben: Rund 16,8 % der Bevölkerung waren zum Untersuchungszeitpunkt betroffen, während insgesamt 22 % der Befragten irgendwann mit Pruritus konfrontiert wurden. Dies verdeutlicht: Sie sind nicht allein mit Ihren Beschwerden, und der Austausch mit anderen kann häufig helfen!

Das ausgeprägte Juckempfinden geht häufig mit begleitenden Schmerzen, nächtlichem Jucken und intensivem Kratzen einher, was die Lebensqualität und Schlafqualität stark beeinträchtigen kann. In schweren Fällen können sich Angststörungen oder Depressionen entwickeln, wobei diese psychischen Belastungen in der Regel nicht die Ursache des Pruritus sind, sondern vielmehr eine Folge des jahrelangen Leidens darstellen.

Zusammenhang der Einflussfaktoren im Überblick

Auch wenn psychische Belastungen meistens nicht die Ursache des Juckreizempfindens sind, ist es sinnvoll, den Zusammenhang zwischen Psyche, Pruritus und Kratzverhalten zu verstehen. Chronischer Pruritus kann zu Schlafstörungen, Konzentrationsabnahme und reduzierter Leistungsfähigkeit führen. Diese Faktoren begünstigen einen erhöhten Stresspegel, der das unwillkürliche Kratzen fördert. Durch das Kratzen wird wiederum die Hautschutzbarriere geschädigt und entzündliche Prozesse werden begünstigt. Dies führt zu einer neuronalen Sensibilisierung, bei der die Hautnerven noch empfindlicher auf Reize reagieren. Zusätzlich entstehen oft Schuldgefühle sowie Gefühle von Hilflosigkeit und Kontrollverlust.

Externe Einflussfaktoren

Mehrere externe Faktoren können den Pruritus verstärken. Zu den häufig genannten gehören:

  • Hauttrockenheit, die die Barrierefunktion schwächt und das Eindringen von Fremdstoffen erleichtert
  • Überhitzte Räume und raue Kleidung, die zusätzlich irritieren
  • Kontakt mit hautschädigenden Substanzen, hiermit sind v. a. Konservierungsstoffe und Duftstoffe in Cremes gemeint
  • Cremes, durch die es zu einer weiteren Austrocknung der Haut kommt, die also entfettende Inhaltsstoffe enthalten
  • Häufiges Waschen und Baden
  • Kratzen mit scharfen Gegenständen

Praktische Strategien zur Linderung

1. Verhaltenstechniken und Ablenkung

  • Sportliche Aktivitäten: Sport fördert nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sondern lenkt auch den Fokus vom Juckempfinden ab. Hier gibt es keine bestimmte Sportart, die besonders gut geeignet ist – es kommt vor allem darauf an, dass Sie Spaß haben.
  • Gummiband „schnipsen“ als effektive Gedankenbremse: Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, sich zu kratzen, und die innere Anspannung zunimmt, kann es helfen, ein Gummiband, das um das Handgelenk getragen wird, zu schnipsen. Dies kann helfen, den Impuls, sich zu kratzen, zu unterdrücken und die Anspannung zu mildern.

2. Hautpflege und Schutzmaßnahmen

  • Fingernägel kürzen: Kurze Nägel reduzieren das Risiko, die Haut beim Kratzen zusätzlich zu schädigen.
  • Verwendung hautfreundlicher Produkte: Die von Ihnen verwendeten Produkte sollten möglichst wenig oder keine Duftstoffe und möglichst wenige Konservierungsstoffe enthalten.
  • Regelmäßiges Eincremen schützt vor dem Austrocknen der Haut: Hierbei kann das FTU-Konzept (Finger-Tip-Units) helfen, die richtige Menge zu dosieren.
  • Kühlung der Pflegeprodukte: Das Auftragen gekühlter Produkte kann als besonders angenehm empfunden werden.

3. Maßnahmen zur Linderung in der Nacht

  • Baumwollhandschuhe oder leichte Baumwollkleidung: Diese Bekleidung wird als angenehm empfunden und hilft, einer Verstärkung des Juckreizempfindens vorzubeugen.
  • Erneutes Eincremen vor dem Schlafen
  • Optimierung der Schlafhygiene
  • Einsatz von Entspannungsverfahren

4. Ernährung und Lifestyle

  • Antientzündliche Diät
  • Maßnahmen zur Förderung des Darmmikrobioms
  • Einschränkung des Konsums bestimmter Lebensmittel: Dazu gehören Alkohol, scharfe Gewürze und heiße Getränke.

5. Spezielle Empfehlungen für Kopf und Haar

  • Verzicht auf das tägliche Haarewaschen: Damit kann eine zusätzliche Austrocknung vermieden werden.
  • Mandelölkappen: Bei trockener Kopfhaut über Nacht tragen und am Morgen ausspülen.
  • Einsatz von Shampoos mit jucklindernden Inhaltsstoffen
  • Föhnen bei niedriger Temperatur

6. Nutzung moderner Apps

  • Wetter-App: Viele Wetter-Apps oder andere spezialisierte Apps zeigen den Pollenflug an. Dies kann helfen, die Antiallergika an den aktuellen Pollenflug anzupassen. Auch ein vermehrtes Eincremen kann zum Schutz in allergieanfälligen Zeiten hilfreich sein.
  • Pruritus-Dokumentation mittels App: Die regelmäßige Dokumentation des Pruritus mittels Apps wie der „Itchy App“ kann dem behandelnden Arzt dabei helfen, den Krankheitsverlauf besser zu beurteilen und individuelle Therapieansätze zu entwickeln.

Somit haben Sie schon einen guten Überblick über verschiedenste Möglichkeiten, Ihrem Juckreizempfinden entgegenzuwirken. Auf einige der angesprochenen Punkte gehen wir in folgenden Online-Fortbildungen noch einmal genauer ein. Wir freuen uns, wenn Sie dann wieder dabei sind!

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